Uhtred 5 - Das brennende Land by Bernard Cornwell

Uhtred 5 - Das brennende Land by Bernard Cornwell

Autor:Bernard Cornwell [Cornwell, Bernard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-05T04:00:00+00:00


Keine große Tat wird ohne Wagnis vollbracht, doch manchmal blicke ich auf jene Tage zurück und bin überrascht von dem Wagnis, das wir in Friesland eingingen. Es war, im Kleinen, wie Harald aus Fearnhamme herauszulocken: Erneut teilte ich meine Truppen, und erneut setzte ich alles auf die Annahme, dass mein Feind genau das tun würde, was er meinem Wunsch gemäß tun sollte. Und erneut war Skade der Lockvogel.

Sie war so schön. Es war eine geschmeidige, düstere Schönheit. Sie anzusehen hieß, sie zu wollen, sie zu kennen hieß, ihr zu misstrauen, doch dieses Misstrauen wurde stets von ihrer außergewöhnlichen Schönheit besiegt. Sie besaß hohe Wangenknochen, eine zarte Haut, große Augen und volle Lippen. Ihr schwarzes Haar glänzte, und ihr Körper war von verlockender Sinnlichkeit. Freilich gibt es viele schöne Mädchen, doch das Leben geht mit Frauen hart um. Geburten verwüsten ihre Körper wie Stürme, und die niemals endende Arbeit des Getreidestampfens und Garnspinnens fordert ihren Tribut. Doch Skade hatte sich, obwohl sie schon länger als zwanzig Jahre lebte, ihre frische Schönheit erhalten. Sie wusste das auch selbst, und es war ihr wichtig, denn es hatte sie aus dem Haus einer armen Witwe an die reichgedeckten Tische vermögender Männer gebracht. Sie erzählte gern, sie sei an Skirnir verkauft worden, doch in Wahrheit war sie willig mit ihm gegangen, auch wenn sie dann von ihm enttäuscht wurde, weil er trotz all der Reichtümer, die er aufhäufte, keinen Ehrgeiz hatte, der über die Friesischen Inseln hinausreichte. Er hatte einen behaglichen Flecken gefunden, von dem aus er seine Piraterie betreiben konnte, und es erschien ihm nicht erstrebenswert, in weite Fernen zu segeln, um einen noch behaglicheren Flecken zu suchen. Und deshalb hatte sich Skade Harald angeschlossen, der ihr Wessex versprach, und jetzt hatte sie sich mir angeschlossen.

»Sie benutzt dich«, hatte Brida in Dunholm gesagt.

»Ich benutze sie«, hatte ich erwidert.

»Wir haben hier ein Dutzend Huren, die billiger sind«, hatte sie verächtlich zurückgegeben.

Also benutzte mich Skade, doch wofür? Sie verlangte die Hälfte von Skirnirs Hort, doch was würde sie damit anfangen? Als ich mich danach erkundigte, hatte sie mit den Schultern gezuckt, als seien solche Fragen unerheblich, aber an diesem Abend, vor Osferths vorgetäuschtem Verrat, fragte sie mich selbst, warum ich das Geld ihres Gemahls wollte.

»Du weißt, warum.«

»Um dir deine Festung zurückzuholen?«

»Ja.«

Sie lag eine Weile schweigend da. Das Wasser schlug leise an Seolferwulfs Planken. Ich hörte meine Männer schnarchen, die Schritte meiner Wachleute im Bug und über unseren Köpfen auf der Steuerplattform. »Und was dann?«, fragte sie schließlich.

»Dann bin ich der Herr von Bebbanburg«, sagte ich.

»Wie Skirnir der Herr von Zegge ist?«

»Es gab einmal eine Zeit, in der die Herren von Bebbanburg bis weit in den Norden und im Süden bis an den Humbre geherrscht haben.«

»Sie haben Northumbrien regiert?«

»Ja.«

Ich war von ihr behext. Meine Vorfahren hatten Northumbrien niemals regiert, sie hatten kaum den nördlichen Teil dieses Königreiches beherrscht, als es zwischen zwei Thronen aufgeteilt wurde, doch ich legte ihr einen erfundenen Tribut zu Füßen. Ich stellte ihr in Aussicht, eine Königin zu werden, denn das war es, was Skade wollte.



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